Liberale: WAS IST IHR PROBLEM?



Bei dem folgenden Text handelt es sich um eine Übersetzung des am 09. April 2020 erschienenen Kommentars „Liberals: What Is Their Problem?“ verfasst von Bob Avakoan auf revcom.us. Ich übersetze den Text, um die Position der RCP/USA auf deutscher Sprache zu verbreiten.


Liberale: WAS IST IHR PROBLEM?

Reform vs. Revolution
Eine Antwort auf eine "liberale" Kritik an meiner Antwort auf Mark Rudd

von Bob Avakian, Autor des neuen Kommunismus

9. April 2020 | revcom.us


Kürzlich antwortete ein Mitglied der Mittelschicht, dem ein Artikel von mir zugeschickt wurde (meine Antwort auf einen Kommentar des ehemaligen "Radikalen aus den 1960er Jahre" Mark Rudd in der New York Times1), dass er trotz der Tatsache, dass er sehr
beschäftigt war

Ich mir heute... die Zeit genommen habe, Bob Avakians gesamte Antwort auf Mark Rudds NYT-Artikel zu lesen und ich war sehr enttäuscht. Obwohl Rudd sich auf die Frage der Gewalt als Mittel für revolutionäre Veränderungen konzentrierte, rückte Avakian nicht recht mit der Sprache heraus, indem er versuchte zwei Dinge nicht klar zu benennen. Er verurteilte zunächst den "Wahnsinn" des Weather Underground und bezeichnete dann den beabsichtigten Bombenanschlag als "falsch", kritisierte dann aber zu vage die Strategie der "Gewaltlosigkeit" als zu "einschränkend". Was???

Offenbar würde der Neue Kommunismus Gewalt gutheißen, sobald eine "tatsächliche" massive Revolution im Gange wäre. Wenn diese Annahme wahr ist, warum sagt Avakian das nicht, anstatt sich in seiner Antwort auf Rudd so verschämt darüber zu äußern. Offenbar war der Weather Underground nur taktisch "falsch", indem er voreilig einen gewalttätigen Angriff plante.

            Sehr verwirrend und entstellend.

Dies verdient eine Antwort - nicht, um diese bestimmte Person vorzuführen, sondern gerade weil seine Bemerkungen typisch für einen ganzen Teil der "Liberalen" aus der Mittelschicht sind, deren Grundproblem darin besteht, dass sie trotz ihrer Neigung, sich bestimmten Formen von Ungerechtigkeit und Unterdrückung entgegenzustellen, dann aber doch so sehr mit diesem System verbunden bleiben, dass sie sich strikt dagegen wehren, sich auf die entscheidende Frage, nämlich was wirklich notwendig ist, um Unterdrückung und Ausbeutung zu beenden - die entscheidende Frage Reform vs. Revolution - einzulassen, oder sich sogar ganz und gar weigern sich damit zu beschäftigen. Und insbesondere haben sie eine starke Abneigung gegen eine substantielle Darstellung, warum Reformen dieses Systems des Kapitalismus-Imperialismus in einer Weise, die den grundlegenden Interessen der Menschheit entspricht, unmöglich sind, und dieses System durch eine tatsächliche Revolution gestürzt muss und durch ein radikal anderes und weitaus besseres System ersetzt werden muss.

Die wesentliche und zentrale Frage, die in dem Artikel angesprochen wird, auf die diese Person antwortet, ist nicht Gewalt oder keine Gewalt, sondern Reform oder Revolution. Und aus dieser entscheidenden Frage - oder genauer gesagt, aus der wissenschaftlichen Feststellung, dass eine Revolution notwendig ist - ergibt sich die Frage, was dann notwendig ist, um eine solche Revolution durchzuführen, und was der Inhalt dieser Revolution sein soll. Anstatt sich zu diesen Fragen zu äußern, schwelgt diese Antwort in einer leider allzu leichtgläubigen liberalen Neigung und bietet nur eine oberflächliche, falsche und irreführende Kritik: dass mein Artikel (meine Antwort an Rudd) die Frage der Gewalt "verschleiert" (und nicht klar anspricht). Unabhängig davon, ob es auf Seiten dieser Person darum geht, dass sie nicht sehen kann oder nicht sehen will, was offensichtlich ist, machen die folgenden Abschnitte meiner Antwort an Rudd überdeutlich, wie ich zu dieser Frage stehe:

Rudd stellt eine falsche Dichotomie auf: So wie er die Dinge schildert, ist es entweder die Gewalt einer kleinen Gruppe, die von der Masse der Menschen isoliert ist, oder die Beschränkung auf Reformen, die durch die gewaltlosen Aktionen von Millionen von Menschen erreicht werden. Aber was ist mit dem wahrhaft revolutionären Kampf von Millionen von Menschen, der nicht nur darauf abzielt, Zugeständnisse an das bestehende System zu gewinnen, sondern es tatsächlich zu stürzen und ein viel besseres System ins Leben zu rufen?2

Und:

Es gibt natürlich einen bestimmten Ort und eine eindeutig positive Rolle für massive gewaltlose Kämpfe, deren Ziel nicht die Revolution ist, die sich aber gegen wirkliche Unterdrückung und Gräueltaten dieses Systems wenden. Ein sehr wichtiges Beispiel dafür ist der Aufruf von Refuse Fascism zur gewaltlosen, aber anhaltenden Massenmobilisierung, um das faschistische Trump/Pence-Regime zu vertreiben. Aber die Beschränkung auf Gewaltlosigkeit unter allen Umständen und als eine Art vermeintlich absolutes Prinzip - gegen einen revolutionären Kampf, der von Millionen von Menschen geführt wird, um dieses System zu stürzen, wenn die Bedingungen, die dies ermöglichen, geschaffen worden sind - bedeutet, dieses monströse System und die sehr gewalttätigen Institutionen (insbesondere die Streitkräfte und die Polizei), die seine Herrschaft hier und in der ganzen Welt mit den massivsten und abscheulichsten Gräueltaten durchsetzen, zumindest objektiv zu akzeptieren und ihnen entgegenzukommen. Was auch immer seine Absicht ist, dies ist es, was Rudd tatsächlich tut.3

Es gibt nur eine mögliche - oder logische und vernünftige - Schlussfolgerung, die aus der Art und Weise, wie dieser Artikel die Dinge hier (wie auch anderswo) darstellt, gezogen werden kann, und diese Schlussfolgerung ist definitiv nicht, dass der Artikel "um den heißen Brei herumredet", was für einen Kampf von Millionen von Menschen notwendig ist, um dieses System abzuschaffen und ein viel besseres System ins Leben zu rufen. Wenn diese Person darüber wirklich verwirrt wäre, hätte sie sich an meine Rede Why We Need An Actual Revolution An How Can We Really Make Revolution wenden können, die in dieser Antwort auf Rudd zitiert (und mit Fußnote versehen) wird, in der die Frage, wie die Revolution zur Abschaffung dieses Systems durchgeführt werden muss und kann, mit einer gewissen Tiefe und Detailliertheit behandelt wird und gleichzeitig mit einer großen Präzision angesprochen wird, die keinen Raum für ehrliche Missverständnisse darüber lässt, was gesagt wird (und was nicht).4 (Angesichts der Tatsache, dass, wie diese Person angedeutet hat, zu dem Zeitpunkt, als er diese Kritik schrieb, er sehr beschäftigt war, könnte er nicht, wenn er sich wirklich nicht im Klaren darüber wäre, was über die Frage des Sturzes dieses Systems gesagt wurde, im Prinzip diese Unklarheit nicht einfach feststellen und darauf hinweisen, dass er angesichts der objektiven Bedeutung dieser Frage planen würde sich durch die Lektüre von "Why We Need...How We Can..." ein weiteres Verständnis zu gewinnen, versuchen zu verstehen, was diese Position eigentlich ausmacht, wenn er die Zeit dann dazu haben würde. In der Zwischenzeit bin ich sicher, dass diese Person, wenn er darüber nachdenkt, die Fähigkeit und die Erfahrung hat, zu verstehen, warum, wenn man es mit einer tatsächlichen Revolution ernst meint, bestimmte Dinge nicht "verhalten", sondern sorgfältig und verantwortungsbewusst gesagt werden müssen, mit dem Ziel, es nicht leicht zu machen, dass dies falsch verstanden werden könnte und dass der mächtige Repressionsapparat dieses Systems auf der Grundlage einer falschen Darstellung des Gesagten handeln könnte).

Jedenfalls versteht diese Person "scheinbar", was über Gewalt und Gewaltlosigkeit gesagt wird - auch wenn die Art und Weise, wie er es ausdrückt, nicht die genaue Art und Weise ist, wie dies formuliert wurde. Dies zeigt sich in seiner Aussage, dass "scheinbar der Neue Kommunismus Gewalt gutheißen würde, sobald eine 'wirkliche' massive Revolution im Gange sei". Doch sein nächstes "scheinbar" verfehlt wieder das Ziel: Es ist nicht so, dass "der Weather Underground nur taktisch 'falsch' lag, indem er voreilig einen gewalttätigen Angriff plante". Es geht darum, dass sie versuchten, eine wirkliche Revolution, an der Millionen von Menschen beteiligt gewesen wären, durch Akte des "aufsehenerregenden Terrors" zu ersetzen, und dass solche Akte falsch und schädlich waren, sich nicht nur im "Timing", sondern auch in ihrem Wesen von einem tatsächlichen revolutionären Kampf um die Macht unterschieden, der nach dem Prinzip geführt werden sollte, dass die revolutionären Kampfkräfte "Operationen und Handlungen stets in Übereinstimmung mit der emanzipatorischen Perspektive und den Zielen der Revolution durchführen und handeln müssen" - was eine Unterscheidung zwischen den Streitkräften, die für die Erhaltung und Durchsetzung des bestehenden Ausbeutungs- und Unterdrückungssystems kämpfen, und der einfachen Zivilbevölkerung bedeutet.5


Noch einmal: Reform vs. Revolution

Aber auch hier läuft all diese angebliche Unsicherheit auf ein "Ausweichen" hinaus, auf eine Ablenkung, um zu vermeiden, was in Wirklichkeit die entscheidende Frage in der Realität ist und was in dem Artikel, der auf Mark Rudd antwortet, zentral angesprochen wird: Kann dieses System reformiert werden, durch einen Kampf, der sich einzig und allein und als absolutes Prinzip auf Gewaltlosigkeit stützt - oder ist es tatsächlich ein revolutionärer Kampf von Millionen, um dieses System zu stürzen, der notwendig ist, um den Weg zur Beseitigung der Ausbeutung, Unterdrückung, Ungleichheit und Ungerechtigkeit zu öffnen, die in diesem System eingebaut sind?

In meiner Antwort auf Rudd spreche ich von den tiefgreifenden Widersprüchen, die dieses System kennzeichnen, wie sie in den "5 STOPS" formuliert sind (die die Unterdrückung von Schwarzen und anderen People Of Colour, die Unterdrückung von Frauen und andere Unterdrückung aufgrund des Geschlechts, die gezielte Verfolgung von Immigranten, ungerechte Kriege und Verbrechen gegen die Menschlichkeit sowie die zunehmende Zerstörung der Umwelt beinhalten), und von dem ungeheuren, wirklich schrecklichen Leid, das dieses System den Massen der Menschheit auferlegt, und von der sehr realen existenziellen Bedrohung, die es für die Zukunft der Menschheit darstellt. Darin heißt es ganz klar: "Grundsätzlich haben wir zwei Möglichkeiten: entweder wir leben mit all dem und verurteilen zukünftige Generationen dazu es genauso zu tun, oder zu noch schlimmeren, wenn sie überhaupt eine Zukunft haben, oder wir machen Revolution!".6 Dann stellt sich diese Herausforderung:

Kann Mark Rudd (oder irgendjemand anderes) dafür plädieren, dass all dies - ein Ende dieser "5 STOPS" und der schrecklichen Bedingungen, denen die Massen der Menschheit unter der Herrschaft dieses Systems des Kapitalismus-Imperialismus ausgesetzt sind - durch Reformen innerhalb der Grenzen dieses Systems und ohne den revolutionären Umsturz dieses Systems erreicht werden kann (oder ist es das Argument, dass das Beste, was man sich erhoffen kann, es ist, das all dies weitergeht - auch wenn was objektiv gesehen nur wohlmöglich auf eine geringfügige Milderung hinausläuft7)?

Es wäre sehr gut, wenn die Person, die diese "Kritik" geschrieben hat - und darüber hinaus alle gleichgesinnten "Liberalen" - anstatt den Dingen mit der fadenscheinigen Behauptung auszuweichen, meine Antwort auf Rudd sei ein "nicht mit der Sprache rausrücken", diese Herausforderung beantworten und direkt und ehrlich auf dieser Frage antworten würden. Das könnte dazu beitragen, eine dringend benötigte massenhafte, gesellschaftsweite Debatte über die entscheidende Frage Reform vs. Revolution und alles, was damit verbunden ist, zu fördern und zu unterstützen.

1 Bob Avakian Responds To Mark Rudd On The Lessons Of The 1960s And The Need For An Actual Revolution. Dieser Artikel ist unter revcom.us verfügbar.
2 Bob Avakian Responds To Mark Rudd, hervorgehoben im Original.
3 Bob Avakian Responds To Mark Rudd, kursiv im Original, fettgedruckt hinzugefügt.
4 Why We Need An Actual Revolution And How We Can Really Make Revolution. Der Text und das Video dieser Rede von Bob Avakian sind auf revcom.us verfügbar.
5 Why We Need An Actual Revolution And How We Can Really Make Revolution.
6 Bob Avakian Responds To Mark Rudd, hervorgehoben im Original. (Hier ist die Antwort auf Mark Rudd ein Zitat aus Why We Need An Actual Revolution And How We Can Really Make Revolution.)
7 Bob Avakian Responds To Mark Rudd.

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